Wir brauchen keinen Ausbau der Schlüterbrücke! 4. März 202117. Februar 2022 In einer mehrstündigen Debatte hat der Freisinger Stadtrat am 04.02.2021 weiteren gemeinsamen Untersuchungen mit dem Landkreis zum vierspurigen Ausbau der FS 44/45 und der Schlüterbrücke zugestimmt und somit die Weichen für den Ausbau gestellt. Trotz heftiger und sachlich gut begründeter Kritik an einem derartigen Ausbau durch Grüne, ÖDP, SPD und Linke wurde von einer Mehrheit aus FSM, FW, CSU, FDP und AfD eine Fortführung der Planungen beschlossen. Leider wurde nicht im Sinne des Klima- und Naturschutzes und einer echten Verkehrswende entschieden, sondern im Sinne des motorisierten Individualverkehrs und des Straßenbaus. Unsere Ablehnungsgründe im Einzelnen: Die den Planungen zugrundeliegenden Verkehrsprognosen stammen aus den Jahren 2018/2019, aus der Zeit vor der Corona-Pandemie, und sind somit Makulatur. Die unterstellten Steigerungsraten bei Flugpassagieren und Flugbewegungen sind überholt. Auch die Entwicklung des motorisierten Individualverkehrs muss aufgrund der Veränderungen in der Arbeitswelt überdacht werden. Durch die verstärkte Nutzung von Home-Office wird es weniger tägliche Berufspendler geben. Auch die Zahl der Geschäftsreisenden wird abnehmen, da Video-Konferenzen künftig deutlich öfter genutzt werden. So rechnet alleine die Lufthansa mit 10 – 20 % dauerhaft weniger Geschäftsfliegern (LH-Chef Carsten Spohr am 18.02.2021 im SZ Wirtschaftsgipfel Salon).Die Verbreiterung der Straße bedeutet praktisch eine zweite Brücke neben der ersten und bringt einen erheblichen Eingriff in die Isarauen und somit in ein bedeutendes FFH-Gebiet (Fauna-Flora-Habitat).Durch den Ausbau wird zusätzlicher motorisierter Individualverkehr ermöglicht und angezogen. Zusätzlicher Straßenbau bringt keine Vermeidung von Staus, sondern erzeugt mehr Verkehr. Der bekannte Spruch „Wer Straßen sät, wird Verkehr ernten“ ist in der Verkehrsforschung durch wissenschaftliche Untersuchungen längst bestätigtAuch die Stadt Freising hat sich zu Klimaschutzzielen und entsprechenden Maßnahmen verpflichtet. Derartige Straßenbauprojekte konterkarieren allerdings Maßnahmen im Rahmen unser wichtigsten Zukunftsaufgaben, Klimaschutz und Erhalt der biologischen Vielfalt. Finanzielle Mittel in zweistelliger Millionenhöhe mit nicht kalkulierbaren Kostensteigerungsrisiken sollten in Zeiten Corona-bedingter Mindereinnahmen für Stadt und Landkreis nicht für zweifelhafte und klimaschädliche Straßenbauprojekte verwendet werden. Wir fordern deshalb, dass alle weiteren Untersuchungen für den geplanten Ausbau eingestellt werden. Frühestens in zwei Jahren, wenn die Westtangente mindestens ein Jahr in Betrieb ist und die Corona-Pandemie (hoffentlich) Geschichte ist, sollte eine Neubewertung der künftigen, nachhaltigen Verkehrsentwicklung erfolgen.